Sexualisierte Gewalt – Formen, Folgen, Täterprofile

Gibt es Erkenntnisse darüber, wo „sexualisierte Gewalt“ häufiger vorkommt - und gibt es den oder die typischen Täterin, den typischen Täter?

Für die zahlreichen Formen sexualisierter Gewalt sind konkrete Daten über das jeweilige Ausmaß nur sehr schwer zu erheben, da ein Großteil der Übergriffe nicht zur Anzeige gebracht wird. Die polizeiliche Statistik belegt das „Hellfeld“ – das sind die strafrechtlich bekannt gewordenen Fälle. Experten gehen davon aus, dass hier nur die Spitze des Eisberges erfasst wird und das Dunkelfeld immens ist.  Die Gründe hierfür sind vielfältig: Zum einen wird das Thema wird nach wie vor gesellschaftlich tabuisiert  und viele Opfer schweigen aus Scham, Schuld und Angst vor Stigmatisierung oder werden von Tätern unter Druck gesetzt. Zum anderen werden sexualisierte Gewalttaten in den Medien teilweise verharmlost oder extrem skandalträchtig dargestellt. Viele Frauen befürchten, dass ihre Geschichte in die Öffentlichkeit gelangt, sie nicht mehr selbst entscheiden können, wer wie viel erfährt und Grenzen erneut nicht gewahrt werden. Die Hürde, eine Anzeige zu erstatten, ist dementsprechend hoch. Zumal Gerechtigkeit und Rechtsprechung nicht unbedingt dasselbe sind und eine Anzeigenerstattung nicht automatisch zu einer Verurteilung führt. So wurden im Jahr 2012 bspw. von einhundert angezeigten Fällen im Durchschnitt lediglich 8,4 Täter verurteilt (Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen, 2014). Gerade bei Straftaten im nahen sozialen Umfeld ist die Beweislage jedoch oftmals schwierig und die Möglichkeiten der Geheimhaltung durch die Täter sind größer.

Die bekannten Daten belegen, dass es keinen „typischen“ Täter gibt, der Großteil der Täter bei weiblichen Opfern ist mit über 90 Prozent  jedoch männlich. Auch bei sexualisierten Übergriffen auf Jungen handelt es sich mit ca. 80 Prozent um männliche Täter (Fegert et al., 2011). Ebenso wird deutlich, dass sexualisierte Gewalt in allen Bevölkerungsgruppen vorkommt und ein Großteil der Übergriffe im häuslichen Bereich und nahen sozialen Umfeld stattfindet (vgl. EU-Erhebung).