Fragen und Antworten

Sie erleben - als älter werdender Mensch, als Angehörige oder als Pflegekraft - Situationen, die Ängste oder unerklärliche Gefühle und Reaktionen auslösen? Sie wollen verstehen, woher das Leiden in solchen Momenten rührt, und wie man es lindern kann?

Lebensmittel horten

„Meine Mutter ist 79 Jahre, lebt und versorgt sich noch alleine und bisher war das auch kein Problem. Ich wohne gut 40 km von ihr entfernt und sehe mindestens einmal wöchentlich nach ihr. Bei meinen letzten Besuchen ist mir aufgefallen, dass meine Mutter Essen hortet, der Kühlschrank ist vollgepackt mit Lebensmitteln, die zum Teil auch das Verfallsdatum überschritten haben. In den Küchenschränken befinden sich Konserven, Mehl, Zucker, Reis, Nudeln ect. in sehr großen Mengen. Eine fünfköpfige Familie könnte sich lange damit „über Wasser halten“. Sie hat mir erzählt, dass sie als kleines Mädchen im Krieg und in der Nachkriegszeit im Winter 46 sehr wenig zu essen hatte, da sie mit den Eltern in einer Großstadt gelebt haben. Ich erinnere mich, dass immer etwas Stolz in ihrer Stimme lag, wenn sie vom „fringsen“ erzählte; sie war da sehr geschickt und hat ihre Mutter und die kleineren Geschwister die größte Not ersparen können.
Kann das heute, so viele Jahrzehnte später wieder eine Bedeutung haben?“

Ja, das kann Bedeutung haben. Hunger und Angst vor Hunger prägen sich in bestimmten Regionen des Gehirns (Amygdala) so ein, dass alles, was damit zusammen hängt, nicht wieder vergessen wird. Das ist ein Überlebensprogramm, das im Gehirn gespeichert ist. Dazu gehört auch, gegen solche Notfälle vorzusorgen. Und das tut Ihre Mutter. Von der Vernunft her ist ihr Verhalten unsinnig – doch von ihrem „Überlebensprogramm“ macht es Sinn.

Vielleicht können Sie das Verhalten der Mutter zumindest abschwächen, wenn Sie gemeinsam mit ihr einen „Notvorrat“ mit Büchsen und anderen besonders haltbaren Lebensmitteln anlegen. Wenn Sie diesen Vorrat gemeinsam mit ihr bei Ihren wöchentlichen Besuchen kontrollieren, dann gibt das Ihrer Mutter vielleicht die Sicherheit, die sie braucht.

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