Sexualisierte Gewalt – Formen, Folgen, Täterprofile
Wann spricht man von „sexualisierter Gewalt“?
Der Begriff „sexualisierte Gewalt“ ist für viele zunächst ungewohnt, denn in der Alltagssprache verwenden die meisten Umschreibungen wie zum Beispiel „sexueller Missbrauch“, „sexuelle Übergriffe“ oder Ähnliches. Diese Beschreibungen können jedoch ein falsches Bild vermitteln, denn es geht den Tätern bei den Übergriffen und Grenzüberschreitungen nicht um Sexualität, sondern um Gewalt und Machtdemonstration.
Der Begriff „sexualisierte Gewalt“ umfasst verschiedene Formen von Gewalt und Machtausübung, die mittels sexueller Handlungen zum Ausdruck gebracht werden. Das kann sexueller Missbrauch von Kindern sein oder Vergewaltigung, sexuelle Nötigung, Stalking, Missbrauch von Schutzbefohlenen, von widerstandsunfähigen Personen oder unter Ausnutzung eines Betreuungs- oder Beratungsverhältnisses. Auch sexuelle Berührungen und Belästigungen, anzügliche Bemerkungen oder Blicke können dazu gezählt werden. Sexualisierte Gewalt bezeichnet also jede sexuelle Handlung an oder vor einer Person, die darauf ausgerichtet ist Macht und Autorität zu missbrauchen.
Es hängt dann von der Rolle und Perspektive des Betrachters ab, ob ein Tatbestand bewertet wird, ein Ereignis geschildert oder eine traumatisierende Erfahrung therapeutisches Handeln veranlasst. Handlungen sexualisierter Gewalt können also (mindestens) aus juristisch-strafrechtlicher, sittenmoralischer oder psychologischer Sicht beschrieben und bewertet werden.
Der Begriff unterliegt dabei kulturellen und gesellschaftlichen Wandlungsprozessen. So sind zum Beispiel durch die sogenannten Neuen Medien neue Erscheinungsformen sexualisierter Gewalt entstanden: die Herstellung und Verbreitung (kinder-) pornographischen Materials, die weltweite Vermarktung von (Kinder-)Körpern durch organisierte Händlerringe oder auch die Präsentation pornographischen Materials vor Kindern und Jugendlichen. Das Internet bietet den Tätern und „Händlern“ die Möglichkeit der weltweiten Vernetzung und der Anonymität und somit leider auch einen gewissen Schutz.