Ausstellung

Trost 45: Ausstellungsprojekt zum Kriegsende

Schutzengel oder frisches Grün, das aus altem Laub wächst, ein Lied, vielleicht gehört auf der Flucht - 30 Objekte, Bilder, Zeichnungen und Texte von alten Menschen bringt die Ausstellung Trost 45 zusammen. Sie drücken auf sehr verschiedene Weise aus, was Menschen in der Kriegs- und Nachkriegszeiten getröstet hat und vielleicht heute noch Trost spendet. Eine Künstlerin hat in einer Collage ein Schwarzweißfoto, Zugschienen und einen kurzen Text über ihre Hamsterfahrten, die in den Nachkriegstagen überlebenswichtig waren, zusammengestellt: „Mich hielt es nie zu Hause“, so beginnt der Text, in dem die heute alte Frau erzählt, wie tröstlich es für sie und ihre Mutter gewesen sei, dass sie am Abend dann doch wieder etwas zu essen hatten.

Manche der jetzt gezeigten Objekte wurden lange sorgsam gehütet und sind wertvolle Erinnerungen geworden. Für andere war erst das Ausstellungsprojekt von ISI e.V. in Zusammenarbeit mit dem Institut für Gerontopsychiatrie (IGP) Anlass, zu zeichnen oder zu erzählen.

Das Alter und Trauma-Ausstellungsprojekt kann zu folgenden Zeiten besucht werden:

Montags 15-18 Uhr
Dienstags bis freitags 11-16 Uhr

Semnos-Zentrum
Blumenstraße 54a
47057 Duisburg-Neudorf

Vorträge und Lesung

11.09.2015: Wo geht's denn hier nach Königsberg?

Impulsveranstaltung für betroffene Menschen und ihre Angehörige, Fachkräfte der Altenhilfe, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und alle Interessierten

Ort: 33602 Bielefeld

Details aufrufen

04.11.2015: Wo geht's denn hier nach Königsberg?

Vortrag für betroffene Menschen und ihre Angehörige, Fachkräfte der Altenhilfe, ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und alle Interessierten

Ort: 46414 Rhede

Details aufrufen

27.8.2015: "Kriegserbe in der Seele"

Dr. Gabriele Frick-Baer und Dr. Udo Baer lesen aus ihrem neuen Buch "Kriegserbe in der Seele - Was Kindern und Enkeln der Kriegsgeneration wirklich hilft".

Termin: 27.8.2015, 18.30 Uhr
Ort: VHS Bielefeld, Historischer Saal

Kosten: 8 € an der Abendkasse, ermäßigt 6,50 €
Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.

Weitere Infos finden Sie hier.

Erzählcafé

21.10. 2015: Das dritte Bielefelder Erzählcafé

Am 21. Oktober 2015 findet das dritte Erzählcafé von „Alter und Trauma“ in Bielefeld statt. Von 15 – 17 Uhr wird es im AWO Wohncafé (Am Pfarracker 39) Raum für Unerhörtes geben. Wie bereits in den ersten beiden Erzählcafés kann erzählt, zugehört und sich ausgetauscht werden.

Details aufrufen

 

Seminare

22.09.2015: Werkstatt Trauma in der Altenhilfe

Tagesseminar für Fachkräfte der Altenhilfe

Ort: 47138 Duisburg

Details aufrufen

03.11.2015: Werkstatt Trauma in der Altenhilfe

Tagesseminar für Fachkräfte der Altenhilfe

Ort: 47269 Duisburg

Details aufrufen

Mediathek

Lesen: Drei Neuerscheinungen

Dörte Hansen (2015): Altes Land (Knaus Verlag)

In ihrem Erstlingswerk erzählt Dörte Hansen die Familiensaga derer von Kamcke-Eckhoff. Sie spannt einen Erzählbogen, der von der Flucht aus Ostpreußen bis in die Gegenwart im Alten Land reicht. Äußerst unterhaltsam verwebt sie die 286 Seiten mit erfrischenden Seitenhieben auf Bio-Landromantik, Manufaktum-Kult und die Szene der Hamburger Großstadtflüchtlinge. Im Mittelpunkt aber steht ein altes Bauernhaus, in dem eine Genealogie von Kriegstraumatisierten Unterschlupf sucht und nicht wirklich finden kann. Im verwitterten Giebel des Fachwerkhauses steht der Spruch: "Dit Huus is mien un doch nich mien, de no mi kummt, nennt' t ook noch sien":  Diese Haus ist mehr als nur ein Haus. In ihm materialisiert sich die Seelenqual seiner Bewohner. Es ist notwendiger Lebensraum und widerwilliger Ort ihrer Leiden.

Ohne ein Haus, ohne ein Dach über dem Kopf, letztlich ohne innere Heimat und Schutz kann man nicht überleben. Hansen erzählt packend, wie die traumatisierten "Veras und Karls" auch mit einem Haus über dem Kopf den Mächten der Traumatisierung ausgeliefert sind. Sie stellt uns en passant vor die Frage: "Gibt es einen wirksamen Schutz vor den Folgen der Kriegstraumatisierung?"

Mit ihrem Roman sucht sie nicht nur nach einer Antwort. Sie sucht nach einer Sprache für das Unsagbare und Unerhörte. Das Eckhoffsche Haus wird für zur Verbildlichung der Schutzlosigkeit im fortgesetzten Traumaerleben, zum Symbol der Gefangennahme durch das Trauma. Sein eigentlicher Symbolgehalt (Geborgenheit, Schutz, Daheimsein, Ort menschlicher Begegnung) wird ins Gegenteil verkehrt. Haus und Hof werden im Laufe der Jahre dem Chaos überlassen und zum Spiegelbild des inneren Schreckens, der dort herrscht. Erst mit dem Einzug der Kriegsenkelin Anne und ihrem Sohn Leon lässt Hansen die Hoffnung auf Aussöhnung mit der eigenen, leidvollen Traumageschichte wachsen.

Beispielhaft geschieht dies, wenn die "alte Vera" dem neugierigen Leon erzählt, wie sie damals auf der Flucht kleine Welpen in ihren Manteltaschen rettete und dann doch weggenommen bekam. Sie erfährt späten Trost durch den kleinen Leon, der den Schmerz der "kleinen Vera" sofort versteht und spontan die Wange der "alten Vera" streichelt. Er sagt "Mein armes kleines Kind" zu ihr, ganz so, wie ihn seine Mutter Anne immer tröstet. Das rührt Veras Herz, ein befreiendes Lachen bricht sich Bahn, Vera kennt sich selbst darin nicht wieder, denn solchen Trost hat sie noch niemals erfahren und auch annehmen können. Schließlich renovieren die neuen Bewohner das Haus: "Und Vera kam zum ersten Mal seit vielen Jahren der Gedanke, dass dieses Haus vielleicht nicht mehr sein könnte als ein Haus".

Insa Fooken und Gereon Heuft (2014): Das späte Echo von Kriegskindheiten. Die Folgen des Zweiten Weltkriegs in Lebensverläufen und Zeitgeschichte (Vandenhoeck & Ruprecht)

Insa Fooken und Gereon Heuft knüpfen mit diesem Buch an den internationalen Kongress „Kindheiten im Zweiten Weltkrieg in Europa“ im Jahr 2013 in Münster an. In über 20 Beiträgen von Autorinnen und Autoren unterschiedlichster Professionen werden Folgen von traumatischen Kriegserfahrungen in den Blick genommen.

Neben „Kriegs- und Verlusterfahrungen als literarisches Thema“ kommen auch die Themen „Transgenerationalität“ oder „Folgen für die Versorgung und Pflege im Alter“ zur Sprache. Forschungsergebnisse, Praxisanregungen und Fallbeispiele machen das Buch insbesondere für solche Leserinnen und Leser interessant, die einen Überblick über die Vielschichtigkeit des Themas erhalten möchten.

Miriam Gebhardt (2015): Als die Soldaten kamen. Die Vergewaltigung deutscher Frauen am Ende des Zweiten Weltkrieges (München: DVA)

Die Historikerin Miriam Gebhardt setzt sich in ihrem Buch „Als die Soldaten kamen“ mit dem Thema „Sexualisierte Kriegsgewalt“ im Kontext des Zweiten Weltkriegs auseinander. Sie beleuchtet hier erstmalig auch die Übergriffe durch amerikanische, englische, belgische und französische Soldaten. Bisher waren vor allem Übergriffe durch Rotarmisten Thema der Literatur, wie  bspw. in „Anonyma – Eine Frau in Berlin“ oder „BeFreier und Befreite“ von Sanders und Johr. Miriam Gebhardt nimmt nun auch diesen stark tabuisierten Themenbereich - Gewalt durch die anderen alliierten Soldaten - in den Blick.

Neben neu recherchierten Zahlen zum Ausmaß der Übergriffe lässt Miriam Gebhardt auch immer wieder betroffene Frauen zu Wort kommen. Ein informatives und eindrucksvolles Buch.

Schauen

Eine Flucht aus Syrien und eine Flucht aus Danzig sind Thema der WDR-Dokumentation "Menschen hautnah". Unter dem Titel „Auf der Flucht: Todestrip ins Ungewisse“ scheinen Parallelen aus zwei Welten und Zeiten (Syrien im Jahr 2015 und Danzig im Jahr 1945) auf.

Link zur WDR-Mediathek

Hören

"Wir wollen anders arbeiten. Deshalb machen wir uns gemeinsam für dieses Thema auf den Weg" sagt Michaela Kulik, Pflegedienstleitung im Diakoniezentrum Monheim, über die Schulung durch „Alter und Trauma“

„Wir sind mutiger geworden und gehen mit den Bewohnern direkter in das Gespräch. Früher haben wir manchmal Angst gehabt, in alten Sachen herumzurühren, die Büchse der Pandora zu öffnen. Jetzt wissen wir, wie wir Bewohner trösten können und wie wir auch mit schlimmen Erlebnissen umgehen können. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind im Umgang mit Traumata geschult: auch die Hauswirtschaft, die Reinigungskräfte, die Hausmeister, die Verwaltungsmitarbeiter ... So weiß heute auch der Hausmeister, warum es für einen Bewohner immer so wichtig ist, dass die Gardinen lückenlos zu schließen sind - weil es einmal so wichtig war, nicht entdeckt zu werden. Wir haben ein ganz anderes Verständnis für die Bewohner erlangt. Es ist eine ganz andere Vertrautheit im Haus entstanden.“

Zum Anhören in unserer Mediathek

Zurück