„Ich konnte 20 Jahre weder lachen noch weinen.“
Die Filmemacherin Erika Runge, Berlin, über die Folgen der frühen Kriegserfahrungen
"Ich bin in einem Haus aufgewachsen, in dem es 17 Tote gab. Es ist ein Zufall, dass mein Vater, meine Mutter, mein einer Bruder und ich überlebt haben. Ich konnte 20 Jahre weder lachen noch weinen, was eigentlich ziemlich praktisch war: Man fiel nicht auf. Man macht keinen Umstand. Ich war außerdem lernbehindert und konnte keinen Satz zu Ende bringen. Nach Möglichkeit habe ich überhaupt nicht gesprochen, damit das nicht auffällt. Ich habe mich so durch geschmuggelt. Es gab ja unendlich viele Opferkinder. Da war einer in der Klasse, der hatte noch eine Kugel im Kopf. Eine war auf der langen Flucht fast erfroren. Wir Kinder haben nichts dabei gefunden. Wir wollten uns ohnehin nach Möglichkeit umbringen. Psychologie? Das Wort kannte keiner bei uns. Das interessierte im Grund niemand. Wir hatten andere Sorgen: Wir hatten nichts zu essen.“